Kollagen zum Trinken

Liebe Patienten und Patientinnen,

Kollagen zum Trinken und Beauty-Ampullen mit Hyaluronsäure liegen im Trend. Sie versprechen straffere, jüngere Haut und das innerhalb weniger Wochen. Doch was ist dran? Viele Hersteller werben schließlich damit, dass die Wirkung durch Studien belegt sei. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Es ist ja leider so: Spätestens ab 40 sind die ersten Anzeichen der Hautalterung zu sehen. Die Elastizität lässt nach, das Bindegewebe erschlafft, feine Linien oder tiefe Falten tauchen auf. „Schuld“ daran dafür sind die Kollagen- und Elastin-Fasern unserer Haut. Sie sind für Elastizität und Geschmeidigkeit verantwortlich. In jungen Jahren besteht fast 80 % unserer Haut aus Kollagen. Mit zunehmendem Alter werden die Fasern jedoch müde und beginnen abzubrechen. Unser Körper kann den Schaden zwar selbst beheben. Doch je älter wir werden, desto länger dauert es, bis sich neue Fasern gebildet haben. Schon ab dem 20. Lebensjahr nimmt die Kollagenschicht  deshalb um etwa ein Prozent pro Jahr ab.

Kollagen zum Trinken gegen Falten?

Doch halt, das muss nicht sein – sagt zumindest die Beauty-Industrie. Seit einiger Zeit gibt es nämlich etwas Neues auf dem Markt. Kollagen zum Trinken beziehungsweise Beauty-Drinks, die Kollagen mit Hyaluronsäure kombinieren. Das Motto der Produkte: Schluck für Schluck zu jüngerer Haut.

Die Trink-Ampullen sollen die Kollagen-Fasern unserer Haut von innen heraus stärken und die Produktion von neuem Kollagen ankurbeln. Das Versprechen der Hersteller: Indem man Kollagen oder Hyaluronsäure trinkt, statt sie auf die Haut aufzutragen, sollen sie über den Magen in die Blutbahn und so am Ende auch sogar die tieferen Hautschichten gelangen. Also dorthin, wo der Aufbau und Abbau von Kollagen stattfindet.

Kollagen zum Trinken ist als Kur gedacht. Das heißt, man muss das Kollagen über einen längeren Zeitraum einnehmen. Je nach Hersteller wird ein Zeitraum von mindestens 8 bis 12 Wochen empfohlen.  Nach zwei bis drei Monaten soll man dann folgende Effekte sehen:

• straffere Konturen
• weniger Falten
• glatte Haut
• einen rosigen Teint
• gesunde Nägel
• glänzendes Haar

Wie wirkt Kollagen auf die Haut?

Fakt ist, dass Kollagen und Hyaluronsäure ausgesprochen wichtige Stoffe sind. Nicht nur für feste, pralle Haut. Kollagen ist sogar das Protein, das am häufigsten in unserem Körper vorkommt: Es ist Hauptbestandteil von Knochen, Sehnen, Bändern und eben der Haut. Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft zufolge stabilisiert Kollagen diese Bausteine nicht nur. Es wirkt sogar aktiv am Aufbau mit, zum Beispiel von Knochen. Auch Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil unseres Bindegewebes und für den Feuchtigkeitshaushalt innerhalb der Zellen verantwortlich.

Kollagen zum Trinken – was ist dran?

Schöne Haut durch Kollagen zum Trinken: Das Versprechen klingt also erstmal ganz plausibel. Kein Wunder also, dass der Markt boomt. In der Süddeutschen Zeitung habe ich mal gelesen, dass der Umsatz von Beauty-Drinks in den letzten Jahren auf mehrere Milliarden Dollar gestiegen ist. Was für eine Zahl!

Neue Trends zur Hautverjüngung interessieren mich immer. Gleichzeitig möchte ich es als Hautärztin natürlich genau wissen. Auch beim Thema Kollagen zum Trinken. Ein paar Produkte habe ich mir deshalb ein bisschen genauer angeschaut.

Kollagen zum Trinken: Inhaltsstoffe – was ist drin?

Das Erste, was mir auffällt, ist die geringe Konzentration an Kollagen, die tatsächlich in so einer Ampulle steckt. Je nach Hersteller sind es insgesamt nur um die 10 Prozent. Dafür sind andere Inhaltsstoffe in sehr hoher Konzentration enthalten. Bei einigen Vitaminen und Mineralstoffen geht die Dosierung teilweise an die 100er Tagesdosis. Wer Kollagen zum Trinken langfristig anwendet, sollte die Liste der Inhaltsstoffe unbedingt genau lesen, um eine Überdosierung zu vermeiden. Auch wenn Sie gleichzeitig zum Kollagen Medikamente einnehmen, können einige Inhaltsstoffe zu Wechselwirkungen führen. Sprechen Sie also am besten kurz mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, bevor Sie eine Kur mit Kollagen zum Trinken starten!

Kollagen zum Trinken: Was ist mit der Verwertbarkeit?

Der zweite kritische Punkt ist das Thema Verwertbarkeit. Es ist schlichtweg sehr schwer nachzuweisen, wo etwas, das man isst oder trinkt, im Körper landet. Und wie und wann es dort wirkt. Auch bei Kollagen zum Trinken oder Hyaluronsäure zum Trinken ist das nach wie vor umstritten. Als Ärztin sagte ich: Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Wirkstoffe die Passage durch den Magen unbeschadet überstehen und bis in die Hautzellen gelangen. Also dorthin, wo sie für die Hautverjüngung gebraucht würden.

Hyaluronsäure ist ein langkettiges Zuckermolekül, das im Magen-Darm-Trakt zu einwertigen Zucker aufgespalten wird. Für mich ist deshalb nicht verständlich, wie die gesamte Hyaluronsäure in der Haut wirken soll. Ähnlich verhält es sich bei Kollagen zum Trinken: Die Kollagen-Peptide werden im Magen-Darm-Trakt zu Aminosäuren aufgespalten, welche vom Körper wieder neu zusammengesetzt und dann weiterverarbeitet werden.

Beim Thema Kollagen zum Trinken stellt sich mir deshalb die Frage: Wäre es nicht sinnvoller, die Aminosäuren, die für die Kollagenbildung nötig sind (z.B. Lysin, Glycin und Prolin), als Monosubstanz und ohne Umweg über den Magen – also per Infusion – zuzuführen?

Was Studien sagen – und was das heißt

Viele Hersteller werben mit Schlagworten wie „nachgewiesene Wirkung“ oder „in Studien nachgewiesen“. Auch bei hautok führen wir regelmäßig Studien durch, etwa zu Botox. Ich halte also viel von Daten und Fakten. Trotz der Zitate oben gibt es zum Thema Kollagen zum Trinken nur wenige aussagekräftige klinische Studien. Hinzu kommt: Wenn von „messbaren Ergebnissen“ die Rede ist – zum Beispiel in Bezug auf die Faltentiefe – dann heißt das noch lange nicht, dass auch tatsächlich ein Effekt sichtbar ist. Unter dem Mikroskop gemessen ist eben nicht das Gleiche wie mit bloßem Auge zu sehen. Ein feiner Unterschied, den man sich immer wieder bewusst machen muss, wenn man Testberichte zum Thema Kollagen zum Trinken liest.

 Kollagen zum Trinken: Fazit

Hält Kollagen zum Trinken nun was es verspricht? Jein. Ein verfeinertes Hautbild oder festere Nägel können – je nach Produkt – schon drin sein. Doch die Faltentiefe wirklich verbessern? Das kann Kollagen zum Trinken leider nicht. Und für die tatsächliche Wirkung ist es ein teurer Spaß: Bei einer dauerhaften Einnahme kommen im Jahr einige Hundert Euro zusammen. Mein Fazit: Hier stimmt die Relation von Kosten zu Wirkung einfach nicht.