Hilft Botox gegen Migräne?
Quälende Kopfschmerzen oder Migräne? In vielen Fällen kann Botox helfen.
Liebe Patientinnen und Patienten,
jeder, der unter Migräne leidet, weiß, wie belastend diese Erkrankung für den Betroffenen ist – und wie schwer es ist, die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Vor allem, weil die Auslöser (Trigger) so unterschiedlich sein können, dass es oft unmöglich ist, sie zu identifizieren – und auch, sie zu vermeiden. Zum Beispiel stehen bestimmte Nahrungsmittel im Verdacht, Migräneattacken auszulösen, aber auch Wetterumschwünge, Hormonschwankungen, Stress und ein unregelmäßiger Lebensstil können zu einem Anfall führen. Oft sind alle Vorsichtsmaßnahmen und aller Verzicht vergeblich, und auch Medikamente helfen nur bedingt. Vor allem, weil sie bei häufiger Einnahme selbst zum Trigger werden können. Aber es gibt Hoffnung für Migräne-Patientinnen und -Patienten: eine Botox-Therapie gegen Migräne.
Botox ist hauptsächlich aus der Schönheitsmedizin bekannt als Mittel, das Falten ausbügelt und für junge, glatte Haut sorgt. Aber Botulinumtoxin A kann noch viel mehr! Wussten Sie, dass es schon seit den 1990er-Jahren sehr erfolgreich als Medikament in der neurologischen Medizin eingesetzt wird – beispielsweise bei Spasmen, Reizblase und Hyperhidrose? Seine faltenglättende Wirkung wurde eigentlich nur ganz zufällig als positiver Nebeneffekt entdeckt. Seit 2011 ist Botox offiziell auch als Mittel gegen Migräne zugelassen, und genau über diese Behandlungsmöglichkeit berichte ich heute ausführlich.
Was ist der Unterschied zwischen Kopfschmerzen und Migräne?
Das Wichtigste zuerst: Leiden Sie unter Kopfschmerzen oder unter Migräne? Keine Frage, beides kann furchtbar sein und einem das Leben zur Hölle machen. Studien haben jedoch nur einen Erfolg von Botox als Hilfe bei chronischer Migräne nachgewiesen. Bei Spannungskopfschmerzen wirkt Botox dagegen leider nicht. Deshalb ist es entscheidend, den Unterschied zu kennen, bevor man eine Botox-Therapie erwägt.
Das sind typische Symptome einer Migräne:
- Sehr starke pulsierende Kopfschmerzen, häufig einseitig oder auf eine bestimmte Kopf-Region beschränkt
- Übelkeit und Erbrechen
- Empfindlichkeit gegen Licht, Lärm und Gerüche
- Aura (darunter fallen Sehstörungen wie zum Beispiel Blitze, Sprachprobleme, Halluzinationen, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen)
- Schwindel
Wann kommt Botox gegen Migräne infrage?
Botox wird als Prophylaxe bei chronischer Migräne eingesetzt. Von einer chronischen Migräne spricht man, wenn Sie an mindestens 15 Tagen im Monat unter Kopfschmerzen und davon mindestens acht Tage unter Migräne leiden. Davon sind übrigens bis zu zwei Prozent der Bevölkerung betroffen! Die Erfahrung zeigt aber, dass auch Patientinnen und Patienten von der Botox-Therapie profitieren, die „nur“ mehrmals im Monat unter ihren Migräneanfällen leiden. Außerdem muss vor der Botox-Therapie nachgewiesen werden, dass andere prophylaktische Medikamente nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden. Prophylaxe bedeutet, Botox wird nicht als Medikament bei akuten Schmerzen eingesetzt, sondern kann dazu beitragen, dass die Schmerzen gar nicht erst entstehen.
Wie wirkt Botox gegen Migräne?
Botox blockiert einen speziellen Neurotransmitter und damit die Reizübertragung von Informationen zwischen den Zellen. Vereinfacht ausgedrückt: Das Schmerzsignal wird nicht weitergeleitet, die Neuronen können nicht mehr mit den Muskeln kommunizieren. Damit macht man sich bei der Migränebehandlung durch Botox genau wie in der Ästhetischen Medizin seine Fähigkeit zum Lahmlegen der Muskulatur zunutze. Die Muskelbewegung wird durch die muskelentspannende Wirkung von Botulinumtoxin an den Stellen verringert, an denen die Muskeln auf den Nerv drücken und damit den Migräneschmerz auslösen. Ein Beispiel: Sie arbeiten den ganzen Tag vor dem Computer und ziehen unbewusst ständig die Augenbrauen zusammen, sodass Sie Ihre Zornesfalte dauerhaft anspannen. Diese Muskelanspannung kann den darunterliegenden Nerv reizen und damit eine Migräneattacke auslösen. Durch Botox können wir genau diese Anspannung reduzieren und so den Trigger ausschalten.
Wie läuft die Migränebehandlung durch Botox ab?
Eine ganz häufige Frage: Wo wird das Botox gegen Migräne gespritzt? Anders als bei der Faltenreduzierung benötigt man für die Migränebehandlung nicht nur einige wenige, sondern mehr als 30 Einzel-Injektionen. Diese sind verteilt im gesamten Kopf-, Nacken- und Schulterbereich –
überall dort, wo verkrampfte Muskulatur der Auslöser für Migräneattacken sein könnte. Dennoch ist die Behandlung relativ schmerzarm. Erstens sind es sehr feine Nadeln, mit denen das Botulinumtoxin A injiziert wird, und zweitens haben Migränepatienten eine höhere Schmerzschwelle. Sie sind wahrhaft Schlimmeres gewöhnt!
Wenn Sie Ihre Schmerzen sehr genau lokalisieren können, ist es auch möglich, die Behandlung erst einmal nur auf den Schmerz-Bereich zu beschränken. So kann man in den folgenden Wochen sehen, ob diese Injektionen schon helfen. Wenn nicht, kann man in der nächsten Sitzung weitere Bereiche mit einbeziehen. Damit ist es möglich, die Botox-Therapie gegen Migräne für jeden Patienten ganz individuell anzupassen.
Wann wirkt Botox bei Migräne – und wie lange hält die Wirkung an?
Wie auch in der Ästhetik braucht es bis zu zehn Tage, bis das Botox seine volle Wirkung entfaltet. Die Wirkung hält dann ca. drei Monate an. Das heißt, auch bei der Migränebehandlung müssen Sie regelmäßig zum Nachspritzen kommen, um die Wirkung aufrecht zu erhalten. Wenn Sie gut auf die Therapie ansprechen, kann man den Zyklus eventuell verlängern, sodass Sie nur alle vier Monate nachspritzen lassen müssen.
Wie sind die Erfolgsaussichten der Migränetherapie mit Botox?
Sehr gut! In vielen Studien konnte eine signifikante Verbesserung der Migräne bei einem Großteil der teilnehmenden Patienten nachgewiesen werden. Signifikant bedeutet, weniger Migränetage im Monat, kürzere und weniger starke Attacken, die dann besser mit Schmerzmedikamenten in den Griff zu bekommen waren. Unsere Erfahrung bei hautok in München bestätigt das in vollem Umfang: Bis zu 90 Prozent unserer Patientinnen und Patienten berichten von einer spürbaren Besserung, einige davon sind sogar komplett schmerzfrei. Ein Versuch lohnt sich also auf jeden Fall und schenkt in vielen Fällen mehr Lebensqualität. Dennoch will ich nicht verschweigen, dass es auch Fälle gibt, in denen diese Therapie nicht anschlägt. Wenn sich nach der zweiten Behandlung kein Erfolg einstellt, rate ich Patienten von einer Fortführung der Therapie ab.
Wie hoch sind die Kosten für eine Botoxbehandlung bei Migräne?
Die Kosten belaufen sich auf 800 € bis 1.200 €, je nachdem, wie viele Injektionen nötig sind, um Ihre Migräne zu lindern. Da Botulinumtoxin A ein sehr teures Medikament ist, lohnt es sich also auch aus finanziellen Gründen, erst einmal nur den Schmerzbereich zu behandeln und weitere Regionen nur dann einzubeziehen, wenn die Wirkung nicht ausreicht. Mein Tipp: Fragen Sie vor Therapiebeginn bei Ihrer Krankenkasse nach einer Kostenübernahme. Immer mehr private und gesetzliche Kassen übernehmen in begründeten Fällen die Kosten.
Gibt es Nebenwirkungen bei Botox gegen Migräne?
Wie bei jeder Behandlung können auch bei der Migränetherapie durch Botox Nebenwirkungen auftreten. Kurzfristige Schmerzen und kleinere blaue Flecken an der Einstichstelle sind möglich. Bei unsachgemäßer Behandlung kann sich die Mimik verändern und starr werden. Da Botox die Muskeln lähmt, kann in einzelnen Fällen auch ein Muskel betroffen sein – zum Beispiel der, der das Augenlid hebt. Dann würde das Lid herunterhängen. Aber keine Sorge: Bei einem Arzt, der sich mit der Dosierung von Botulinumtoxin A und der Anatomie des Gesichts auskennt, ist diese Wahrscheinlichkeit extrem gering!
Welcher Arzt spritzt Botox gegen Migräne?
Wie schon erwähnt, ist im Vorfeld eine genaue Diagnose entscheidend: Handelt es sich wirklich um Migräne oder eine andere Art von starkem Kopfschmerz? In Zweifelsfällen sind Sie bei einem Schmerztherapeuten, der sich auf Kopfschmerzen und Migräne spezialisiert hat, am besten aufgehoben. Wenn Sie sicher sind, dass es sich um Migräne handelt, kommen Sie für die Botox-Behandlung infrage. Diese können Sie entweder bei einem erfahrenen Neurologen durchführen lassen – oder Sie kommen einfach zu hautok. Als Dermatologin kenne ich mich mit Botox-Injektionen bestens aus und weiß auch genau, wo ich das Medikament injizieren muss, um Ihre Migräne in den Griff zu bekommen. Außerdem können Sie bei uns gerne Ihre Migränebehandlung mit einer Anti-Falten-Behandlung kombinieren: Da in den meisten Fällen das Botox auch in die Stirn gespritzt werden muss, können wir sehr gut zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. So dürfen Sie sich nicht nur auf weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität freuen, sondern auch auf Ihr jüngeres Ich.
Herzliche Grüße und alles Gute,
Ihre
Marion Moers-Carpi