Liebe Patientinnen und Patienten,
haben Sie in den letzten Wochen auch die Natur ganz neu für sich entdeckt? Kein Wunder: Viele Läden sind oder waren zu, keine Veranstaltungen, die Lokale geschlossen – aber zum Glück hatten wir ein Traumwetter! Spaziergänge sind folglich zum Freizeitvergnügen Nummer 1 geworden und liegen voll im Trend. Vielleicht treffen wir uns ja mal! J
Doch auch wenn ich mich gleich unbeliebt mache: Jetzt kommt erst einmal eine Warnung vor dem unbeschwerten Aufenthalt im Grünen. Denn leider vergisst man in diesem „Corona-Frühling 2020“ gern, dass es noch andere Faktoren außer dem Virus gibt, die uns schaden können – und nein, dieses Mal geht es nicht um die Sonne, auch wenn der Schutz vor UV-Strahlen selbstverständlich immer wichtig ist! Ich spreche von Zecken.
2020 wird ein Rekordjahr für die gefährlichen Blutsauger.
Dass es in diesem Jahr besonders viele Zecken geben wird, liegt einerseits an dem milden Winter und andererseits daran, dass im Jahr 2018 die Buchen besonders viele Früchte trugen. Damit fanden Mäuse beste Futterbedingungen – und Mäuse sind der Hauptwirt von Zeckenlarven. Insofern ist sowohl die Population von Mäusen als auch Zecken enorm angestiegen. Folglich erwarten Experten in diesem Jahr besonders viele Borreliose- und FSME-Fälle. Beide Krankheiten werden durch Zeckenstiche übertragen.
Wie äußert sich eine FSME-Infektion?
Direkt nach dem Einstich können FSME-Viren übertragen werden. In den ersten Tagen äußert sich eine Infektion in ca. 70 % aller Fälle mit grippeähnlichen Symptomen (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen), dann folgt meist für einige Tage eine scheinbare Besserung. In der zweiten Phase können bei einem schweren Verlauf (betrifft bis zu 30 % der Fälle) Viren in das Zentrale Nervensystem gelangen und hier zu Hirnhaut-, Gehirn- und sogar Rückenmarksentzündungen führen. Spätfolgen sind ebenfalls möglich, meist in Form von Fieber, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Atemproblemen, Schluck- und Sprachstörungen.
Wie äußert sich eine Borreliose?
Eine Infektion mit Borreliose-Bakterien ist erst nach mehreren Stunden Saugzeit der Zecke möglich – deshalb sollten Sie die Mini-Vampire immer sofort herausziehen. Nicht jede Zecke überträgt Borrelien – der Erreger ist aber in ca. 35 % der Zecken vorhanden. Borrelien können das Nervensystem, die Haut und die Gelenke befallen. Am Anfang zeigt sich meist nur eine lokale Hautrötung an der Einstichstelle. Es ist wichtig, die ersten Anzeichen zu erkennen und frühzeitig zu behandeln, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Denn die weiteren Symptome können sehr unterschiedlich sein – je nach Ausprägung und Krankheitsstadium – und sind deshalb schwierig zu diagnostizieren. Sie reichen von Abgeschlagenheit über Magen-Darm-Beschwerden und Lymphknotenschwellungen bis hin zu quälenden Nerven- und Gelenkschmerzen, Gesichtslähmungen und Herz-Rhythmus-Störungen. Diese schweren Fälle sind aber zum Glück eher selten!
Vorsorge ist der beste Schutz!
Borreliose lässt sich gut mit Antibiotika behandeln – eine Erkrankung mit FSME-Viren bekommt man dagegen nicht medikamentös in den Griff. Darum ist Vorsorge besonders wichtig: Den besten Schutz bietet eine FSME-Impfung, die wir Ihnen in der hautok-Praxis anbieten. Und auch sonst können Sie einiges tun, um den Krabbeltieren das Leben schwer zu machen. Gehen Sie nur mit langen Hosen und festen Schuhen in die Natur. Suchen Sie sich nach jedem Aufenthalt im Grünen von oben bis unten ab und entfernen Sie Zecken sofort. Spezielle Zeckenzangen aus der Apotheke helfen dabei. Sollten Sie eine Zecke nicht vollständig entfernen können, kommen Sie schnell zu uns in die Praxis. Übrigens: Nicht nur im Wald, sondern auch im heimischen Garten, auf dem Golfplatz oder im Englischen Garten lauern die kleinen Parasiten!
Herzliche Grüße und alles Gute,
Ihre
Marion Moers-Carpi